
Spannung vor der Stichwahl: Enges Kopf-an-Kopf-Rennen prognostiziert
In der ersten Runde der polnischen Präsidentschaftswahlen kam es zu einem äußerst knappen Ergebnis zwischen den beiden Hauptkandidaten. Der Warschauer Bürgermeister Rafał Trzaskowski erhielt etwa 31 Prozent der Stimmen, während der parteifreie, von der rechtsnationalistischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) unterstützte Kandidat Krzysztof Nawrocki knapp 30 Prozent erzielte. Laut dem Politologen Maciej Onasz kann dieser geringe Abstand als Erfolg für Nawrocki gewertet werden, der bislang politisch unerfahren ist.
Wählerverhalten und Herausforderungen für die Stichwahl
Besonders stark ist das rechtspopulistische und rechtsextreme Lager bei jungen Wählern und Wählerinnen, die sich von einem migrationsfeindlichen und europaskeptischen Programm angezogen fühlen. Neben Nawrocki erzielte der rechtspopulistische Slawomir Mentzen fast 15 Prozent und der rechtsextreme Grzegorz Braun mehr als sechs Prozent, was zusammen rund 21 Prozent der Stimmen ausmacht. Die Kandidaten kleinerer Regierungsparteien blieben mit vier bis fünf Prozent deutlich im Hintergrund.
Eine entscheidende Rolle in der kommenden Stichwahl wird die Gruppe der rund zehn Prozent Unentschlossenen spielen. Insbesondere Mentzen könnte als „Königsmacher“ fungieren, da er in seiner YouTube-Show Bedingungen für beide Kontrahenten aufstellte. Diese Bedingungen umfassten unter anderem den Verzicht auf eine Ratifizierung des ukrainischen NATO-Beitritts und die Ablehnung der Entsendung polnischer Soldaten in die Ukraine. Während Nawrocki diese Bedingungen unterschrieb, weigerte sich Trzaskowski, sie zu akzeptieren.
Politische Strategien und Wahlprognosen
Ein Wahlempfehlung von Mentzen für Nawrocki steht jedoch noch aus. Dagmara Jajesniak-Quast von der Europa-Universität Viadrina betont, dass es für Mentzen-Wähler nicht einfach sein wird, direkt für den rechtskonservativen Kandidaten zu stimmen, da Misstrauen gegenüber den Verbindungen der PiS zum politischen Establishment bestehen könnte. Auch von den Anhängern Brauns werden beide Kandidaten als unzureichend wahrgenommen, was die Wahlchancen beider erheblich beeinflussen könnte.
Laut den letzten Umfragen vor der Stichwahl konnten Trzaskowski 50,6 Prozent und Nawrocki 49,4 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Trzaskowski setzt sich für LGBTQ-Rechte und das Recht auf Abtreibung ein, während Nawrocki vor allem bei konservativen Wählern in ländlichen Gebieten Unterstützung findet. Die Mobilisierung der Wähler ist entscheidend, insbesondere der Unentschlossenen.
Wahlkampf und gesellschaftliche Mobilisierung
Am Wochenende vor der Stichwahl mobilisierten beide Kandidaten Zehntausende von Unterstützern zu Großdemonstrationen. Trzaskowski konnte laut Regierungsangaben eine halbe Million Menschen zur Kundgebung bewegen, während Onet die Zahl auf 130.000 bis 160.000 schätzt. Nawrocki hingegen sprach von 150.000 Teilnehmern bei seiner Veranstaltung, wobei Onet eine geringere Anzahl vermutet. Die Wahlkampfstrategien beider Kandidaten zeigten sich härter als in der ersten Runde, wobei der Fokus mehr auf persönlichen Angriffen als auf politischen Inhalten lag.
Die Rolle des Präsidenten in Polen ist erheblich, da er mit seinem Vetorecht in die Innen- und Außenpolitik eingreifen kann. Der derzeitige Präsident Andrzej Duda darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten und hatte zahlreiche Vorhaben der Regierung Tusk blockiert. Ein Sieg Trzaskowskis
Quelle: https://orf.at/stories/3394943/

